Als ich vor einem Jahr endlich unsere Bude offiziell eröffnen konnte, hatte ich schon die ein oder andere Erfahrung zum Thema Selbstständigkeit hinter mir. Erste Erkenntnisse dazu erlangte ich während der Planungs- und Umbauphase: man kann nicht immer alles selbst machen!

Unser Loft hat viele Pfeiler, die die Decke abstützen. Ihr kennt sie alle. Sie sind nicht gerade unauffällig. Sie stehen mitten im Raum. Man muss immer um sie herum laufen, sich ihnen anpassen bei der Gestaltung und der Nutzung des Raumes. Immer muss man Rücksicht auf sie nehmen. Wir hatten nach dem Auszug der Tischlerei meines Vaters einen großen freien Raum über den Dächern von Winterhude, der meine Fantasie beflügelte. Als wir anfingen, unsere Ideen Realität werden zu lassen, bemerkte ich die Beschränkungen, die diese Pfeiler mit sich brachten. Ich fing an, insgeheim genervt zu sein. Immer waren sie mir im Weg und boykottierten die Umsetzung meiner Ideen.

Finde eine Lösung!

Aber es half ja alles nichts. Ohne diese Balken würde die Decke runterkommen. Das war mir schon klar. Also musste ich mich doch ihrem Erhalt mit der entsprechenden Pflege zuwenden. Und es gab Auflagen, die befolgt werden mussten, damit wir überhaupt die Genehmigung für unsere Bude bekommen würden. Zunächst befreite ich sie mühsam und staubgepudert vom alten, brüchigen Reetputz. Puh! Derweil begann mein Vater, sie wegen der Brandschutzauflagen mit einem feuerresistenten Material zu verkleiden. Ich war immer noch – sagen wir mal – mäßig begeistert von der Optik.

Aber dann hatte ich eine Idee. Wenn die Pfeiler schon mal da waren, dann wollte ich sie jedenfalls lieben. Und das funktionierte am besten mit einem großen Pott meiner Lieblingsfarbe Rot. Ich merkte, dass ich während der Pinselaktion so nach und nach akzeptieren konnte, dass ich Stützen brauchte. Grundlage meiner Selbstständigkeit sind die Stützen, sie müssen solide sein und ich muss erkennen und akzeptieren, dass sie mir helfen wollen und ich ihre Hilfe brauche. Ob es die Bank ist, die mir einen Kredit gewährt oder der Steuerberater, der mich bei den Finanzfragen unterstützt. Oder meine Coachin Sandra, die mich nach meinem Learning der ersten Zeit fragt. Zunächst irgendwie unliebsame, unbequeme Themen, aber je mehr ich mich damit befasse, desto hingebungsvoller widme ich mich ihnen.

Und wenn wir von Stützen reden, muss ich auch von Netzen reden. Denn gerade aus meinem immer größer werdenden NetzWerk sind viele UnterStützer:innen gekommen, die mich auffangen, wenns nicht mehr weiter zu gehen scheint und neue Vorschläge haben, um neue Wege zu finden. Ich bereite den Raum und teile ihn mit Menschen, mit BudenFreund:innen, die einen ähnlichen Lebensplan haben wie ich: Weiter- und Potentialentwicklung. Die nicht stehenbleiben, sondern das zur Verfügung Stehende mit mir zusammen neu definieren und flexibel nutzen. Und dass das alles so gekommen ist, dafür bin ich euch allen dankbar!