Das Wort „Knigge“ klingt altmodisch und überholt, oder? Wir mögen es trotzdem. Denn nicht alles, was früher angebracht war, ist den heutigen Benimmregeln abhandengekommen. An vielen Leitfäden können wir uns auch heute noch orientieren und damit Sicherheit im Umgang mit unserem sozialen Umfeld erlangen. Zum Abschluss unserer Blogreihe „Dein Tag in der Bude“ stellen wir Euch heute Familienmitglieder aus dem 19. Jahrhundert vor und zeigen Euch, wie wir deren Werte in unsere Zeit transformiert haben.
Eine tragische Geschichte verbirgt sich hinter unserem Beitragsbild. Der Mann auf diesem Foto hieß Johann Hinrich Asmus Scharlibbe. Am Heiligabend des Jahres 1890 verstarb die Mutter seiner Kinder an Tuberkulose und ließ den 37jährigen Familienvater mit 4 Kindern in dessen Heimatstadt Kiel zurück. Es war zu dieser Zeit üblich, sich umgehend, also tatsächlich direkt am Tag des Todes, zum Fotografen zu begeben, um diesen Moment der tiefsten Trauer ritualhaft abzulichten.
Die Zukunft der damals 7jährigen Tochter der Familie, Elsa Scharlibbe, war geprägt von 2 Weltkriegen, schweren Wirtschaftskrisen, Diktatur, Hunger und Entbehrungen. Sie wurde die Großmutter von Annekes Oma, also Annekes Ururgroßmutter. Und durch diesen Umstand wissen wir ein wenig von ihr und ihrem Wesen.
In der Familie, die sie später mit dem feinsinnigen Tischlermeister Wilhelm Timm gründete, verströmte Elsa als Mutter und Großmutter Wärme und Zärtlichkeit. Wie hat sie dieses unter den widrigen äußeren Umständen geschafft? Ihr Vater, der unglückselige Witwer auf unserem Bild, scheint ihr offenbar Halt und Zuversicht vermittelt zu haben. Und ganz sicher spielte die Knigge eine große Rolle in der Kaiserzeit, um auch in schwierigen Situationen eine Richtschnur zu haben, die der Orientierung diente.
Der Begriff „Knigge“ war damals keineswegs verstaubt, sondern eine unumgängliche Vorgabe des Verhaltens. Aus persönlichen Erzählungen wissen wir aber, dass diese Vorgaben nicht als einengendes Korsett empfunden wurden, sondern als liebevoll-strenge Maßregeln. Tischkultur und Haltung waren hilfreich, um sich Anerkennung in der Gesellschaft zu verschaffen.
Die Zeiten haben sich im 21. Jahrhundert glücklicherweise geändert. Wer die sogenannte „preußische Disziplin“ nicht aufbringt, der wird nicht verhungern. Wer beim Essen nicht mit stockgeradem Rücken vor dem Teller sitzt, wird nicht geächtet. Aber doch gibt es Verhaltensregeln, die wir auch heute gerne noch befolgen. Du hast diese bereits in den vergangenen Blogartikeln kennengelernt. So wie Elsa Scharlibbe und ihre Brüder schon früh gelernt haben, aufeinander achtzugeben und Rücksicht zu nehmen, wünschen wir uns genau diese Umsicht auch bei uns in der CoWorkBude. Wir kommen einfach besser zurecht, wenn wir alle nicht an den Interessen unserer Coworkenden vorbei leben.
Die SpaceKnigge
Und so haben wir unsere eigene Knigge entwickelt, die SpaceKnigge. Intuitiv wissen wir eigentlich alle, wie man sich im beruflich-sozialen Umfeld bewegt. Nur sehr selten tritt man mal aus Versehen ins Fettnäpfchen. Aber der ein oder andere Hinweis ist vielleicht doch für Dich hilfreich.
Hier noch mal die Zusammenfassung:
First come, first serve. Trau Dich zu kommen, wir helfen Dir bei Unsicherheiten.
Nimm gerne Kontakt zu den Menschen auf, die den Space mit Dir teilen.
Wenn Du beim Telefonieren Deine Flatrate strapazierst, dann mit Sicherheit auch die Nerven anderer CoWorkenden. Für längere, lebhafte und geschäftliche Gespräche nutze gerne Konfi oder Meety.
Sag Bescheid, wenn Du die Kaffeekanne leergemacht hast. Wir kochen neuen.
Wir teilen die Ressource Raum mit unseren CoWorkenden. Wir wünschen uns einen fairen Umgang mit unserem Geschäftsmodell.
Bitte hinterlasse den Raum so, wie Du ihn selbst auch am nächsten Morgen vorfinden möchtest.
Denk an unsere Budenformel:
Privater Besuch, der ist kostenfrei
Business-Besuch, Entgelt muss herbei
Bitte respektiere und wertschätze das Eigentum der CoWorkenden.
Du hast viel von uns und unserem Spirit erfahren. Lass Dich von dem Foto mit dem traurigen Witwer Johann Scharlibbe nicht irreführen. Als BudenFamily teilen wir meistens fröhliche Ereignisse miteinander. Wir supporten uns gegenseitig, unterstützen uns beim Denken und Handeln und – ja – es kann auch mal passieren, dass traurige Dinge miteinander geteilt werden. Das gehört zu den Herausforderungen des Lebens dazu. Am Ende wird es sich einfach anfühlen, wie ein guter Tag in der Bude.
Coworking works! Try it!